Tag Archives: Wilfried Hauke

Nov. 23.

ARTE / ZDF: Die Penicillin-Story – Vom Lebensretter zur Todesfalle

Ein Film von Wilfried Hauke |


Die Story

1928 kehrt der schottische Arzt Alexander Fleming aus dem Sommerurlaub in sein Labor am St. Mary´s Hospital in London zurück. Beim Aufräumen entdeckt er in einer Petrischale statt der angesetzten Bakterienkultur einen merkwürdigen Schimmelpilz. Der blaugrüne pinselförmige Schimmel ist offenbar in der Lage, selbst hartnäckigste Keime abzutöten. Nach seiner Form nennt Fleming den Pilz ‚Penicillin’. Er hofft, bald werde ein Menschheitstraum in Erfüllung gehen: ein Medikament herzustellen, das allein die Krankheitserreger toxisch angreift, nicht aber die gesunden Zellen des Körpers.

Es dauert noch fast zwei Jahrzehnte und einen Weltkrieg, bis es endlich gelingt, das ‚Antibiotikum‘ in so großen Mengen zu produzieren, dass die Volksseuchen der Zeit – Typhus, Syphilis, Wundbrand, Tuberkulose – ausgerottet werden können. Doch der Entdecker Alexander Flemming ahnt: eines Tages wird dem medizinischen Triumph eine furchtbare Katastrophe folgen.

Denn: Heute beginnt das post-antibiotische Zeitalter. Geschätzt sind mehr als 70% der aggressiven Krankheitskeime bereits gegen die vermeintliche Wunderwaffe Penicillin resistent. Und es kommen täglich neue hinzu. Während vor 90 Jahren mit der Entdeckung des Penicillins ein neuer „Lebensretter“ bejubelt wurde, der den Menschheitstraum vom Sieg über ‚böse’ Bakterien nahezu Realität werden ließ, herrscht heute bei Forschern und Politikern weltweit höchste Alarmstimmung. Penicillin hat uns in einen Teufelskreislauf geführt. Der Lebensretter selbst birgt die tödliche Gefahr.

Weltweit sterben jährlich 500.000 Menschen durch bakterielle Infektionen, bei denen kein Antibiotikum mehr wirkt, so die UN in jüngsten Schätzungen. Englische Forscher gehen sogar von noch viel höheren Zahlen aus. Die Ursachen sind längst bekannt: Zum einen der ungebremste Missbrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft, wo Medikamente zur Wachstumssteigerung in der Tiermast eingesetzt werden und so ins Grundwasser geraten, was die Resistenz gefährlicher Bakterien anheizt. Dann die laxe Verordnungspraxis von Ärzten, die Penicillin schon bei harmlosen Erkältungskrankheiten verschreiben. Und die mangelhafte Hygiene in der Humanmedizin, vor allem in Krankenhäusern, wodurch sich höchstaggressive Bakterienstämme trotz immer neuer Penicilline ungebremst ausbreiten können.

Was kaum bekannt ist: Der Penicillin-Entdecker Alexander Fleming warnte bereits bei seiner Nobelpreisrede 1945 vor dieser Katastrophe. Der medizinische Super Gau begann mit der ersten Massenproduktion von Penicillin auf US-amerikanischen Maisfarmen Anfang der 1940er Jahre und durch den erstmaligen Einsatz als kriegsentscheidendes Medikament bei der Offensive der Alliierten gegen Hitler-Deutschland ab Sommer 1944. Penicillin war zur neuen Wunderwaffe der Armeen geworden, weil es Wundinfektionen im Nu behebt. Jeder Soldat der Alliierten trug es in seinem Tornister. Nach Kriegsende konnte man Penicillin in den USA sogar als Kaugummi gegen Halsschmerzen frei in der Apotheke kaufen. Im besiegten Deutschland und Österreich entstanden wegen des Penicillin-Verbots der Siegermächte skrupellose Schmugglerbanden, die mit gestrecktem und gefälschtem Penicillin die Not der Menschen ausnutzten. Der Oskar prämierte Spielfilm „Der dritte Mann“ von Carol Reed über Harrys Schieberbande ist zugleich ein historisches Dokument der nun beginnenden weltweiten Penicillin-Hysterie.

Die Skandalgeschichte des Penicillins reicht bis in unsere Tage: Erst 2010 wurde aufgedeckt, dass der United-States-Public-Health-Service Ende der 1940er Jahre Prostituierte, Behinderte und Soldaten in Guatemala vorsätzlich mit Syphilis infizierte, um die Wirkung von Penicillin zu testen. Die Studie gilt bis heute als größter Skandal in der US-Medizingeschichte. Präsident Obama entschuldigte sich persönlich bei den Überlebenden und Angehörigen.

 

Der Film

Die dramatische Geschichte des Penicillins von der Wunderdroge zum Todesengel wurde filmisch noch nie präsentiert. Dabei bietet sie alles, was gutes Dokumentar-Fernsehen ausmacht: Relevanz, Emotion und Information. Sie handelt von der Entdeckung eines medizinischen Wundermittels, das die Welt verändert hat, durch einen genialen Forscher, der seiner Zeit weit voraus war; vom Wettlauf zwischen Alter und Neuer Welt bei der ersten industriellen Herstellung von Antibiotika; vom Siegeszug als militärischer Wunderwaffe im Zweiten Weltkrieg mit kriegsentscheidendem Einfluss; von der teilweise kriminellen Erprobung in geheimen Menschenversuchen; von der Verbreitung als Mittel in der Tiermast mit einschneidenden geopolitischen und Ernährungsphysiologischen  Konsequenzen. Und vor allem handelt dieser Film von der tödlichen Spirale der Multiresistenz, in die uns der unbedingte Penicillin-Glaube heute geführt hat.

Die Penicillin-Story ist dramaturgisch höchst spannungsvoll als simultane Erzählung aus Gegenwart und Vergangenheit aufgebaut. Mit weitgehend unbekanntem historischem Film-Material, mit dokumentarischen Hochglanzbildern, mit Experten aus aller Welt und mit hochkarätig besetzten Spielszenen werden die (Aus-) Wirkungen des Penicillins vom Siegeszug der Wunderdroge bis zum Albtraum der heutigen Welt gezeigt. Emotional packend, informativ und unterhaltsam: eine Medizingeschichte mit Helden und Schurken, ein kulturelles Sittengemälde des 20. Jh., die Aufdeckung einer unbekannten Episode der Militärgeschichte und eines andauernden medizinischen und politischen Skandals.
Der Film wird nach Buchentwicklung und Finanzierung ab September 2017 an Originalschauplätzen in England, USA, Deutschland, Österreich, Schweden und Frankreich in Archiven und Forschungslabors gedreht. Die Erstausstrahlung kann spätestens im Sommer 2018 zum 90sten Jubiläum der Entdeckung des Penicillins durch den schottischen Arzt Alexander Fleming erfolgen.

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Okt. 13.

ZDF/ARTE | Dantes Inferno

Ein Film von Christiane Schwarz und Wilfried Hauke | Erstausstrahlung: 05. Januar 2016, 22:15 Uhr |

Mit seiner Commedia, der ‚Göttlichen Komödie’, schildert der Florentiner Dante Alighieri (1265-1321) eine visionäre Wanderung durch die drei Jenseitsreiche Hölle, Fegefeuer und Paradies. Der Held namens ‚Dante’ hat sich in einen Wald verirrt, wird vom geisterhaften Dichter Vergil in eine Grotte geführt und durch die neun Kreise der Hölle begleitet. Der Weg vorbei an den Verdammten führt schließlich zur geliebten Frau ins Paradies und zu Gott. Ein Happyend, mit dem Dante sich für selbst erlittenes Leid tröstet – der Verbannung aus seiner geliebten Heimatstadt. Bis zu seinem Tod 1321 war Dante ständig auf der Flucht durch eine Welt voller Chaos und dichtete während dieser Zeit an der Commedia. Die Vorlagen für seine  Höllenwanderung, fand Dante auf Reisen durch das von Krieg heimgesuchte Italien am Ende des Mittelalters. Wer war dieser Mann und Schriftsteller Dante Alighieri? Und warum trifft uns sein ‚Inferno’ heute noch bis ins Mark?

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Feb. 05.

ZDF/ARTE | Europas hoher Norden – Discovering the North

Eine fünfzehnteilige Filmreihe von  W. Hauke, S. Jaax, C. Thomsen, C. Prehn, M. Fischötter.

Feuerspeiende Vulkane, gigantische Eisberge, tiefe Fjorde, weiße Sandstrände und endlose Wälder. Skandinavien ist das Reich der Kontraste. Im Sommer ein nicht endendes magisches Licht und in den langen Wintern für Mensch und Tier ein Leben am Limit. Skandinavien ist heute – trotz Millionen Reisender nach Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland und den großen Inseln Island und Grönland – für viele immer noch eine „Terra incognita“, ein unbekannter Erdteil im Hohen Norden Europas.

Es gibt viel zu entdecken: eine in weiten Teilen noch wilde Natur mit faszinierender Tierwelt, die es dringender denn je zu beschützen gilt. Alte Königreiche und urdemokratische Lebensformen, die bis heute bestehen. Sprachen und Kulturen, die nah verwandt, in ihren Nuancen doch so unterschiedlich ausgeprägt sind, gegründet auf tiefer Spiritualität und unbändigem Lebenswillen. Dazu kommen Kunst, Design und Musik der Skandinavier, die von Weltruhm sind. Skandinavien ist landschaftlich und kulturell so vielfältig wie kaum eine andere Region der Erde. Und überall stößt man auf spannende Geschichten der Menschen.

Die TV-Serie „Europas Hoher Norden“ erzählt die Geschichten und das Leben von 90 Personen, Frauen und Männern, jung und alt – aus Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Island und Grönland. Es ist die größte zusammenhängende TV-Erzählung des Nordens, ein Fernsehereignis besonderer Art, das sich nicht nur Skandinavienfans nicht entgehen lassen dürfen.

Discovering the North

This TV series in HD quality, commissioned by ZDF / arte, is the first one to present the entire Scandinavian region with its magnificent landscapes and fascinating people to an interested television audience. The camera will capture dramatic images of the nature as well as the exciting stories of the people, the contrast between the vastness of the landscape and the closeness to humans and animals. Images shot from the helicopter yield (Cineflex) a god-like‘ bird’s eye view, creating a modern Nils Holgersson‘ perspective while crossing the typical Scandinavian landmarks, not only of Sweden as in Selma Lagerlöf’s global bestseller, but of the entire North. If you are interested in footage please contact us.

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Eine königliche Affäre
Jan. 01.

ZDF/ARTE | Eine Königliche Affäre

Ein Film von Wilfried Hauke.


Kopenhagen 1770, kurz vor der Französischen Revolution: Das älteste Königreich der Welt erlebt einen Machtkampf, der ganz Europa in Atem hält. Ein durchgeknallter König, eine liebliche Königin und ein Leibarzt, der zum  bürgerlichen Herrscher in Dänemark aufsteigt und schließlich an seiner Reformwut scheitert, sind die Protagonisten des hochkarätig besetzten dokumentarischen Spielfilms, den dmfilm und tv produktion im Auftrag von Arte/ZDF und Danmarks Radio TV produziert hat.

Erzählt wird in dem 90min Film das Schicksal des Altonaer Arztes Johann Friedrich Struensee, der 1772 nach zwei Jahren Herrschaft über Dänemark auf dem Schafott stirbt. Die historischen Fakten der Struensee-Affäre sind dokumentarisch an den Originalschauplätzen in Dänemark, England und Deutschland gedreht worden, mit Interviews internationaler Experten und lange geheim gehaltenen Originaldokumenten des Skandals, der seinerzeit in ganz Europa Aufmerksamkeit erregte. Aufwendig gestaltete Spielfilmszenen, entstanden im hessischen Rokoko-Schloss Wilhelmsthal-Calden zeichnen die menschlichen Seiten des an Shakespeares Königsdramen erinnernden Geschehens nach. Die inneren Beweggründe der handelnden Figuren, der Treibstoff der pikanten Dreiecksbeziehung zwischen König, Königin und Leibarzt, werden durch psychologisch packende Szenen erzählt. Dazu konnte ein großartiges Schauspiel-Ensemble gewonnen werden: Nicki v. Tempelhoff, Markus Boysen, Emily Cox, Nina Schwabe, Marek Harloff, Kai Maertens und als Christian VII.  Maximilian Mauff u.v.a.


Die Story:

1769 wird der deutsche Arzt Johann Friedrich Struensee (Nicki v. Tempelhoff) zum Vorleser und Leibarzt des als „irrsinnig“ verschrienen dänischen Königs Christian VII (Maximilian Mauff) berufen. Mit seinen psychologischen Kenntnissen als aufgeklärter Intellektueller und seinem verführerischen Charme gewinnt der Arzt rasch das Vertrauen des absoluten Herrschers. Dies ermöglicht Struensee den herrschenden Ministerrat zu entlassen und im Auftrag des Königs die alleinige Macht im Königreich Dänemark zu übernehmen. Er erlässt radikale Reformen, die der Französischen Revolution vorgreifen: Presse- und Meinungsfreiheit, Entmachtung des Adels, Kontrolle des Getreidehandels und Abschaffung der Folter.
Doch das dänische Volk ist auf so viel Freiheit nicht vorbereitet. Für sie ist Struensee ein verhasster deutscher Aufsteiger, der ihren geliebten „Gott-König“ ermorden will. Struensee erkennt in seinem blinden Eifer die Bedrohung nicht. Mit der Ehefrau Christian VII, Königin Caroline Mathilde (Emily Cox) verbindet ihn eine romantische Liebe und eine gemeinsame Tochter. Zusammen mit dem König leben sie einen Sommer lang eine pikante Dreiecksbeziehung.
Die entmachtete Hof-Aristokratie, an ihrer Spitze der königliche Erzieher Guldberg (Markus Boysen), beschließt die „gottgewollte“ Ordnung wieder herzustellen. Struensees unmoralisches Privatleben nutzen sie für ihre Intrige. Raffiniert erzwingen die Gegner die Unterschrift des irren Königs unter den Haftbefehl. Struensee wird eingekerkert und der Prozess gemacht. Wegen schwerer Majestätsbeleidigung und Diebstahl der Macht  wird er zum Tode verurteilt. Seine Geliebte Caroline Mathilde wird vom König geschieden, ihrer Kinder beraubt, des Landes verwiesen und stirbt wenige Jahre später vereinsamt in der Verbannung in Celle. Zur Hinrichtung des Doktors Johann Friedrich Struensee im April 1772 kommt ganz Kopenhagen.

Gefördert mit Mitteln der nordmedia Fonds GmbH und der Kulturförderung Schleswig Holstein.

 

 

 

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Wenn ich nächste Woche abkratze
Feb. 20.

3sat | Wenn ich nächste Woche abkratze

Ein Film von Wilfried Hauke.

„Ich habe alles erledigt“, sagt Henny von Schiller und gestikuliert dabei wild mit Rosenschere und Fliederstrauch. „Grabstein, Testament und meine Nachfolge. Wenn ich nächste Woche abkratze, muss der Laden hier doch weiterlaufen.“

Der „Laden“ der 90jährigen Dame ist das St. Johanniskloster in Schleswig, direkt an der malerischen Schlei gelegen. Henny von Schiller ist hier die Chefin. „Priörin“ nennt sie sich offiziell, so etwas wie eine Äbtissin auf norddeutsch. Nonnen leben in dem Kloster schon lange nicht mehr, es ist ein Stift für unverheiratet gebliebene Adelsdamen der Ritterschaft. Aber auch die sind im St. Johanniskloster Mangelware. Zurzeit ist nur „Tante Henny“, wie sie von vielen genannt wird, hier adelig und jungfräulich. Die 26 Wohnungen des Klosters sind von jungen Leuten mit Kindern und ein paar Alten belegt. Eine Mustersiedlung für modernes Mehrgenerationenleben hinter alten Mauern.

Wenn plötzlich wieder eine unangemeldete Gruppe vor ihrem Küchenfenster steht und eine Klosterführung gewünscht ist, schnappt sich Tante Henny dann das Körbchen mit den tausend Schlüsseln und führt durch Kreuzgang, Remter und Kirche.

„Das ist der Kopf des Johannes, den unsere Konventualinnen heute noch küssen müssen, wenn sie ins Kloster ziehen.“ Sie freut sich wie ein Kind, noch immer als Expertin für die Geschichte „ihres“ Klosters gefragt zu sein.

Ein deutsches Sommermärchen von der Schlei über eine tolle Frau mit freiem Sinn, herzlich und wahrhaftig.

Der Kieler Regisseur Wilfried Hauke hat mit seinem Team den Alltag der Henny von Schiller über Monate begleitet und ein höchst unterhaltsames Lebensporträt geschaffen.

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