Tag Archives: Klaus Balzer

Nov. 24.

NDR | 45MIN: Arm und krank – Das unfaire Gesundheitssystem

Ein Film von Klaus Balzer | Erstausstrahlung: 27. November 2017, 22:00 Uhr |

Gabriele Hoch (49) ist arm. Als alleinerziehende Mutter eines 13jährigen Jungen muss sie mit gerade einmal 300 Euro im Monat auskommen – das sind zehn Euro pro Tag. Da bleibt nichts übrig. Nicht einmal für die Zuzahlungen für Medikamente und Anwendungen, die sie bitter nötig hat. So kann es sein, dass Gabriele Hoch zwar von ihrer Hausärztin achtmal Rückentherapie verschrieben bekommt, sie aber das Rezept nicht einlösen kann, weil sie die 20 Euro Zuzahlung nicht aufbringt.

Gabriele Hoch lebt in Hamburg Horn. Genau wie im Nachbarstadtteil Billstedt liegt das Durchschnittseinkommen mehr als 40 Prozent unter Hamburger Niveau. Und die Lebenserwartung liegt zehn Jahre darunter. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Ein Grund aber sticht besonders hervor: In beiden Stadtteilen finden sich bis zu 94 Prozent weniger Ärzte als im Rest Hamburgs. „Hier will keiner hin. Hier gibt es keine Privatpatienten und IGeL-Leistungen kann kein Mensch bezahlen“, sagt Chirurg Gerd Fass. Er ist Vorsitzender des Ärztenetzwerks Billstedt/Horn, das die ärztliche Versorgung hier nachhaltig zu verbessern. Das ist nicht einfach. Denn  Ärzte in Billstedt und Horn müssen doppelt so viele Patienten behandeln wie im Rest Hamburgs, verdienen aber im Schnitt 30 Prozent weniger.

Übervolle Sprechstunden kennt auch Füsun Atlan (36). Sie ist Mutter von vier Kindern und lebt mit ihrem chronisch kranken Mann zu sechst in einer winzigen Drei-Zimmer-Wohnung. Wie Frau Hoch leidet auch Füsun Atlan unter den typischen „Armutserkrankungen“: Übergewicht und damit verbundene Rücken- und Gelenkprobleme, Diabetis, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen. Familie Atlan muss mit 600 Euro im Monat auskommen. Da ist eine gesunde Ernährung schon rein finanziell kaum drin.

Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer, wenn jetzt ein „Gesundheitskiosk“ seine Arbeit aufgenommen hat. Ein bundesweit einmaliges Modellprojekt: medizinisch geschultes Fachpersonal soll Ärzte entlasten und gezielte Gesundheitsprogramme für die Bewohner der Stadtteile entwickeln. Schon kurz nach der Eröffnung im September 2017 wurde die Einrichtung von Interessenten förmlich überrannt. Auch Gabriele Hoch und Füsun Atlan haben sich angemeldet.

45MIN hat Patienten über mehrere Monate begleitet. Ärzte geben einen tiefen Einblick in ihren aufreibenden Praxisalltag. Und ein Professor führt uns durch die von ihm ins Leben gerufene „Praxis ohne Grenzen“. Dort werden Menschen ohne Krankenversicherung und Papiere kostenlos behandelt.

45MIN zeigt einen Weg, wie die „Gesundheitsfalle Armut“ zumindest gemildert werden kann.

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Feb. 02.

dmfilm wird mit ARD-Programmprämie ausgezeichnet

Die ARD übergibt in Düsseldorf erstmals Programmprämien an  Produzentinnen und Produzenten, die im Rahmen des ARD-Leistungsmodells für besonders erfolgreiche Produktionen ausgezeichnet werden. dmfilm kann sich dabei gleich über zwei Auszeichnungen freuen. Die Prämien in Höhe von insgesamt rund 3,2 Millionen Euro werden in sieben Genres – vom Kinderfilm bis zur Serie – vergeben und sind für neue ARD-Projekte zweckgebunden. Das Leistungsmodell ist Teil der ARD-Selbstverpflichtung Eckpunkte 2.0 für ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte. Beim Leistungsmodell werden besondere qualitative Leistungen, die sich in herausragenden und prestigeträchtigen Preisen und Nominierungen einer Produktion niederschlagen, nach einem Punktemodell bewertet. Auch die Zahl der Ausstrahlungen in der ARD-Senderfamilie wird dabei berücksichtigt.

In der Kategorie Dokumentation wird dmfilm für folgende Filme ausgezeichnet:


„Glücklich geschieden“

Autorin: Anke Hillmann
Kamera: Jonny Müller-Goldenstedt, Andreas Stonawski, Mario Haas
Schnitt: Jan Ruschke
Redaktion: Johanna Holzhauer (WDR), Anja Würzberg (NDR)


„Der gekaufte Patient?“

Autor: Klaus Balzer
Kamera: Boris Mahlau, Axel Thiede, Jonny Müller-Goldenstedt
Ton: Patrick Banze
Schnitt: Maria Hemmleb
Redaktion: Barbara Schmitz (WDR)

 

Eine Übersicht aller 70 ausgezeichneten Produktionen finden Sie hier:
http://www.ard.de/home/intern/presse/pressearchiv/Auszeichnungen_fuer_besonders_erfolgreiche_Produktionen/3817306/index.html

dmfilm freut sich über die Auszeichnungen und hofft auch mit zukünftigen Produktionen bei Publikum und Kritikern zu punkten.

 

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Apr. 04.

ZDF | ZDFzoom: Unschuldige Opfer

Ein Film von Klaus Balzer |

Alexander Müller leidet unter Muskelschwund. Er lebt zu Hause bei seinen Eltern, ist 28 Jahre alt. Alexander wird rund um die Uhr betreut. Als Beatmungspatient ist er auf speziell ausgebildete Krankenpfleger angewiesen. Bis zu acht Pflegekräfte betreuen den Patienten, damit die Pflege Monat für Monat rund um die Uhr sicher gestellt ist. Angehörige können dies nicht leisten. Für Alexander ein Segen, denn der 28jährige möchte nicht in ein Pflegeheim, zu Hause fühlt er sich am wohlsten. Rund 10.000 Patienten müssen in Deutschland dauerhaft künstlich beatmet werden. Die meisten von ihnen werden von speziell ausgebildeten Pflegekräften im Rahmen der „häuslichen Intensivpflege“ zu Hause rund um die Uhr betreut. Rund 30.000 Euro kostet diese Pflege die Krankenkassen, da diese Kosten nicht von der Pflegeversicherung getragen werden. Das ist teuer für die Krankenkassen, für eine Pflege im Pflegeheim müssten die Kassen nur rund 7000 Euro zuzahlen, da dann die Pflegeversicherung greift.

Wegen dieser hohen Kosten der häuslichen Intensivpflege deckeln viele Krankenkassen die Stundensätze für die Pflegedienste. Und: Immer mehr Krankenkassen sprechen sich untereinander ab, um gemeinsam die Kosten zu drücken. Die Folge: private Intensivpflegedienste können ihr Personal nicht mehr angemessen bezahlen, Stundenlöhne von 10 Euro sind keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig werden Pflegedienste an den Rand der Insolvenz gedrängt.

ZDFzoom beleuchtet diese Problematik und fragt: wird hier auf Kosten von hilflosen Patienten die gesetzlich garantierte Pflege zu Hause ausgehebelt? Werden die Patienten aus Kostengründen zu unschuldigen Opfern?

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Mrz. 13.

NDR | 45 Min: Das Milliardenspiel – Brüssel und die Bauern

Ein Film von Klaus Balzer.

York Wollatz ist Bio-Bauer. Circa 130 Hektar bewirtschaftet er im Schleswig-Holsteinischen Dithmarschen, überwiegend baut er Kohl an, aber auch Hafer, Kleegras, Kartoffeln, Mohrrüben. Wie jeder Bauer erhält York Wollatz Agrarsubventionen aus Brüssel – rund 300 Euro jährlich für jeden Hektar, den er bewirtschaftet. Für ihn sind das 66.000 Euro jährlich, ohne die der Bauer nicht existieren könnte. „Je nach Ernteerfolg sind das für mich zwischen 40 und 100 Prozent meines jährlichen Gewinns“, sagt Wollatz. Den er natürlich noch versteuern muss.

Rund 54 Milliarden Euro zahlt die Europäische Union jährlich an Unterstützung für Bauern und für die Entwicklung des ländlichen Raums – Agrarsubventionen. Allein Deutschland erhält mehr als fünf Milliarden Euro, die direkt an die Bauern ausgezahlt werden, sowie 1,3 Milliarden Euro, mit denen landwirtschaftlich geprägte Regionen attraktiv gestaltet werden sollen. Mit diesen Geldern sollen den Bauern die Existenz gesichert und das Leben auf dem Land attraktiver gestaltet werden, um die Abwanderung in die Städte zu stoppen.

Nur: Dieses System funktioniert so nicht. Nur zwei Prozent der Bauern erhalten mehr als 30 Prozent der Gelder, 40 Prozent gelten als „Hartz IV-Bauern, die im Durchschnitt 5000 Euro jährlich an Subventionen bekommen. Dagegen stehen Konzerne, die industrielle Landwirtschaft betreiben und bis zu 32.000 Hektar bewirtschaften und Millionensummen einstreichen. Damit einher geht die Verödung ganzer Landstriche, weil die regional verankerte Landwirtschaft immer mehr zurückgedrängt wird.

Auch die Mittel für die Entwicklung des ländlichen Raums kommen längst nicht immer da an, wo sie hingehören. Kirchengemeinden, Flughäfen, sogar Rüstungskonzerne beziehen Geld aus dem Brüsseler Agrartopf – dabei sollen diese Mittel vor allem der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region und der Ökologisierung der Landwirtschaft dienen.

„Die Politik ist derzeit nicht in der Lage, dagegen anzusteuern“, sagt Bernd Voss, Milchbauer und Landtagsabgeordneter der Grünen in Schleswig-Holstein. „Die Lobbyverbände haben so viel Macht, dass sich Mehrheitsverhältnisse, die die Situation politisch ändern könnten, nicht finden.“

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